Neuerungen bei den Schweizer Gebäudelabels

Harmonische Labelfamilie

Die Schweizer Gebäudelabels haben einen Schritt in die Zukunft gemacht – durch eine Harmonisierung und eine Anpassung der Standards. Das gemeinsame Ziel bleibt: Mehr Klimaschutz, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.

Von Andreas Meyer Primavesi (Geschäftsleiter Minergie) | Bilder: Minergie | 2023/08

In der heutigen Zeit sind strenge gesetzliche Anforderungen für neue Bauprojekte an der Tagesordnung. Die Schweizer Gebäudelabels jedoch setzen einen weiteren Meilenstein, indem sie als Vorreiter und Wegbereiter für eine klimafreundliche Zukunft in der schweizerischen Energie- und Klimapolitik fungieren – sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen. Dafür braucht es attraktive und aufeinander abgestimmte Produkte, welche die unterschiedlichen Anforderungen an Klimaschutz und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringen, bei Gebäuden und Arealen.

Profile geschärft
Eine Harmonisierung und Anpassung heisst konkret: einheitliche Grundlagen für Energie- und Klimaberechnungen, strengere Anforderungen bei den Minergie-Baustandards und Anpassungen und Vereinfachungen beim SNBS-Hochbau und dem Minergie-Zusatz Eco. Neu ist, dass die Anforderungen von Minergie und SNBS auch auf Arealebene adressiert werden können. Mit der gemeinsamen Label-Plattform ist der Zertifizierungsprozess künftig besser abgestimmt. Dazu kommt: Wer unsicher ist, welche Aspekte der Nachhaltigkeit wie zu gewichten, nimmt sich den Label-Finder (www.label-finder.ch) zu Hilfe.
Der Geak, der Gebäudeenergieausweis der Kantone, fokussiert auf die Sanierung. Er erlaubt eine umfassende Beurteilung des energetischen Zustands eines Gebäudes in drei Skalen von A bis G und mithilfe des Geak Plus die Planung einer Sanierung. Die Minergie-Standards definieren auf derselben Methodik anspruchsvolle Anforderungen zu Energie- und Treib-hausgasemissionen an Gebäude und Areale. Und ergänzen diese um Komfortaspekte wie Raumluft und Hitzeschutz und eine umfassende Qualitätssicherung. Bei der Anpassung der Minergie-Standards stechen vier Massnahmen heraus: Die konsequente Ausnutzung des Solarpotenzials, die Minimierung der Treibhausgasemissionen in der Erstellung, ein zukunftsfähiger Hitzeschutz und ein fossilfreier und effizienter Betrieb. Die Minergie-Baustandards werden mit dem Zusatz Eco um eine besonders gesunde, kreislauffähige und klimafreundliche Bauweise ergänzt. Der erneuerte Eco-Zusatz ist klarer in der Struktur und dank vereinfachtem Bewertungssystem einfacher umsetzbar. Mit dem SNBS-Hochbau werden Gebäude in allen Dimensionen der Nachhaltigkeit (Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt) geprüft und zertifiziert. Mit der aktuellen Anpassung wurde die Anzahl Kriterien und Messgrössen reduziert, vor allem durch Weglassen dessen, was in Normen und rechtlichen Grundlagen bereits ausreichend geregelt ist.

Das sind die Schweizer Gebäudelabels: Nach zwei Jahren Verhandlungen und einem Jahr inhaltlicher Arbeiten stehen die Gebäude- und Arealstandards seit Herbst zur Verfügung.

Neue Areal-Labels
Neu können die bekannten Qualitäten des SNBS-Hochbaus auch auf Ebene Areal als SNBS-Areal zertifiziert werden. Bei den entsprechenden Kriterien handelt es sich um Aspekte, deren Thematisierung sich bei Einzelgebäuden oft nicht lohnt, die aber in Arealen entscheidend zu deren Nachhaltigkeit beitragen. Das Minergie-Areal orientiert sich an denselben Zielen wie die Minergie-Baustandards, umfasst aber auch arealspezifische Anforderungen. Die einzelnen Gebäude sind mehrheitlich nach Minergie zu zertifizieren. Beim Minergie-Areal kommen zusätzlich Vorgaben ans Arealmanagement, die klimaangepasste Gestaltung des Aussenraums und Anreize zu einer klimafreundlichen Mobilität zum Tragen. Damit soll auf einem Minergie-Areal eine besonders hohe Lebensqualität sichergestellt werden.