
Genossenschaften installieren Wärmepumpen auch in Bestandsbauten
Weg vom Gas – weg vom Öl
Obwohl Wärmepumpen als wichtiger Hebel bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung gelten, werden sie in grösseren Mehrfamilienhäusern im Bestand noch kaum eingebaut. Warum setzen Wohnbaugenossenschaften trotzdem auf sie, und zu welchem Preis?
Von Patrizia Legnini | Bild: Reto Schlatter | 2024/08
Die Zahlen sind erfreulich: Das Heizen wird immer umweltschonender. Bei neuen Mehrfamilienhäusern werden in der Schweiz schon in neun von zehn Fällen erneuerbare Energieträger zum Heizen und zur Warmwasserbereitstellung eingesetzt. Und die Schweizer Wohnungsstatistik zeigt, dass drei Viertel der Gebäude, die in den letzten zehn Jahren gebaut wurden, eine umweltfreundliche Wärmepumpe haben. Allerdings gilt der Trend zur Dekarbonisierung vor allem für Neubauten sowie für Ein- und Zweifamilienhäuser. Bei rund 70 Prozent der bestehenden Gebäude wird gemäss der Stiftung Myclimate eine fossile Heizung noch immer durch eine fossile Heizung ersetzt. Besonders häufig ist das bei Sanierungen von grösseren Mehrfamilienhäusern im Bestand der Fall.
Dass Wärmepumpen in kleineren und neuen Häusern viel häufiger zum Einsatz kommen als in grösseren Mehrfamilienhäusern und Wohnüberbauungen, zeigen auch die aktuellen Verkaufszahlen, die die Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz (FWS) jährlich veröffentlicht. Von den knapp 43 500 Wärmepumpen, die letztes Jahr abgesetzt wurden, hatten 87 Prozent eine Leistung zwischen 5 und 20 Kilowatt, wie sie typischerweise für die Beheizung eines Einfamilienhauses benötigt wird. Grössere Wärmepumpen machten nur gerade zwei Prozent des Absatzes aus.
Investitionskosten schrecken ab
Für Mick Eschmann von der OST – Ostschweizer Fachhochschule ist klar, dass es heute aus technischer Sicht kaum noch Hindernisse gibt, um Wärmepumpensysteme auch in grösseren Bestandsgebäuden zu installieren. Er glaubt, dass in der Vergangenheit vor allem die höheren Investitionskosten Immobilienbesitzer vom Kauf einer Wärmepumpe abgehalten haben. Auch Stephan Peterhans von der FWS glaubt, dass die tiefen Verkaufszahlen bei grossen Wärmepumpen damit zu tun haben, dass Mehrinvestitionen bei grösseren Bauten kaum an die Mieter:innen weitergegeben werden können, wie er auf Anfrage erklärt.
Gerade in dicht gebauten Innenstädten gestaltet sich das Aufstellen von Wärmepumpen aus Platzgründen und wegen Auflagen bisweilen etwas kompliziert. Und doch lassen sich viele Wohnbaugenossenschaften selbst in den Städten weder vom planerischen Aufwand noch von den höheren Investitionskosten abschrecken: Sie ersetzen die alten Öl- und Gasheizungen in ihren Mehrfamilienhäusern konsequent durch Wärmepumpen (siehe Wohnen 8/2023). Für welche Variante entscheiden sie sich, und warum? Wie viel lassen sie sich die umweltfreundlichen Heizsysteme kosten? Und wo sehen sie die grössten Herausforderungen? Wir haben vier Genossenschaften und einen Experten zum Thema befragt.
Das Interview mit Mick Eschmann sowie mehrere Praxisbeispiele sind in der Printausgabe zu lesen. Sie wollen WOHNEN kennenlernen? Bestellen Sie ein Probe- oder Jahresabo.