Schweizer Küchenbauer und Gerätehersteller behaupten sich am Markt
Qualität ist gefragt
Wohnbaugenossenschaften wählen vornehmlich Schweizer Produkte und Unternehmen. Davon profitieren etwa die heimischen Küchenbauer und Hausgerätehersteller. Höhere Produktionskosten als in anderen Ländern kennen diese schon lange. Zusätzlich fordern die Auswirkungen der globalen Krisen die Schweizer Unternehmen.
Von Katharina Köppfen | Bilder: zVg | 2023/02
Über eine mangelnde Nachfrage können sich weder Küchenbauer noch Gerätehersteller beklagen. Wohnungen werden laufend in grosser Zahl gebaut und saniert. Zudem haben die pandemiebedingten Einschränkungen im öffentlichen Leben dem Kochen zu Hause einen Aufschwung beschert. Viele Hersteller haben ihre Kapazitäten ausgebaut – sofern das möglich war.
Denn die hohe Nachfrage stellt die Unternehmen auch vor Schwierigkeiten. Die verschiedenen Krisen der letzten Jahre führen immer noch zu unterbrochenen Lieferketten, knappen Rohstoffen und steigenden Preisen. Das betrifft auch Firmen, die in der Schweiz produzieren, weil gewisse Materialien und Komponenten hierzulande nicht verfügbar sind, etwa Stahlbleche oder verschiedene Elektrokomponenten. Und auch eine Küche aus einheimischem Holz kann nicht fertig montiert werden, wenn das Spülbecken oder der Leim für die Kanten fehlen.
Grosser Effort
«Dank transparenter Kommunikation über die Sachlage stossen wir bei unserer Kundschaft meistens auf Verständnis», sagt Nicole Thier, Marketingleiterin beim Waschmaschinenhersteller Schulthess. «Generell sind wir aber sehr gefordert und müssen unsere Effizienz stetig steigern.» Mit angepassten Prozessen, alternativen Lösungen und viel extra Aufwand konnten viele Unternehmen ihre Kundschaft trotz allem meist zufriedenstellen, auch wenn manche Bauherrschaften länger als geplant auf ihre Küchen oder Hausgeräte warten mussten. Frühzeitig planen, flexibel reagieren und offen kommunizieren wurde für beide Seiten wichtiger denn je. Da helfen langjährige Partnerschaften mit persönlichem Kontakt sowie ähnliche Werte, die viele hiesige Hersteller und Wohnbaugenossenschaften miteinander verbinden.
Die meisten Unternehmen erwarten eine weitgehende Normalisierung der Situation im Laufe dieses Jahres. «Material- und Lieferengpässe müssten sich gemäss unserer Einschätzung bis Mitte 2023 stark verbessern», teilt etwa Forster Swiss Home auf Anfrage mit. Dennoch bleiben Unsicherheiten bestehen. Vor allem die Preise sind schwer vorhersehbar und könnten weiter steigen. Hohe Einkaufspreise und Energiekosten müssen die Unternehmen zumindest teilweise an ihre Kundschaft weitergeben.
Auf die Stärken besinnen
Zusätzlich fordert der Fachkräftemangel viele Unternehmen heraus: Qualifizierte Monteure, Servicetechniker oder IT-Spezialisten sind teils schwer zu finden. Die Kundschaft merkt davon bisher kaum etwas, und auch die Qualität leidet nicht unter Effizienzmassnahmen oder Mate-rialknappheit. Denn Eigenschaften, die man mit «Swiss Made»-Produkten verbindet, wie hohe Qualität, Langlebigkeit und Verlässlichkeit, sind der Trumpf der Schweizer Hersteller und geniessen darum Priorität.
Bauherrschaften sind bereit, für solche Produkte höhere Preise zu zahlen. Die Baugenossenschaft Wohnen & Mehr etwa entschied sich, die knapp 160 Küchen für die Wohnungen und Gästezimmer sowie die Gemeinschafts- und Gewerbebereiche im umgenutzten Felix-Platter-Spital auf dem Westfeld in Basel von Forster zu beziehen. «Die Erfahrung zeigt, dass die Küchen ausserordentlich langlebig und somit finanziell wie auch ökologisch sehr nachhaltig sind», begründen die Co-Geschäftsleiter Claudia Bauersachs und Claudio Paulin die Wahl. Mit der Zusammenarbeit wie auch mit dem Resultat seien sie sehr zufrieden. Kurze Transportwege und weitere Aspekte der Nachhaltigkeit sprächen ebenfalls für Schweizer Produkte. Auch steigender Preisdruck sei kein Grund, bei Ausschreibungen über die Landesgrenzen zu schauen. «Der erste Schritt wäre, die Konkurrenz innerhalb der Schweiz stärker herauszufordern», sagt Wohnen & Mehr. Den Willen, den regionalen Wirtschaftsstandort zu fördern, teilen Genossenschaften und Schweizer Küchenbauer und Gerätehersteller. «Davon profitieren schliesslich wir als Genossenschaft wie auch unsere Bewohnenden», so Bauersachs und Paulin.
Wohnen hat sechs Küchenbauer und Gerätehersteller aus der Schweiz dazu befragt, was und wo sie produzieren, wie sie sich im In- und Ausland positionieren, wie sie trotz höheren Produktionskosten und globalen Krisen konkurrenzfähig bleiben und auf welche Massnahmen sie in Zukunft setzen wollen.
V-Zug: International gefragte Hausgeräte aus Zug
Das Bekenntnis zum Produktionsstandort ist bereits im Namen zu finden: V-Zug fertigt den überwiegenden Teil seiner Geräte für Küche und Waschraum in Zug. Die 1913 gegründete einstige Verzinkerei – daran erinnert das «V» im Namen – ist heute ein hochmoderner Standort, der alle Schritte von Entwicklung und Design über die Produktion bis zur Auslieferung unter einem Dach vereint. Kühl- und Weinschränke werden im thurgauischen Sulgen entwickelt und produziert. Da Elektronikkomponenten hauptsächlich in Asien gefertigt werden, betreibt V-Zug zudem eine kleine Spezialkomponentenfertigung in China und verbaut dort einzelne Kleinteile in Baugruppen. Schweizer Qualität ist indes nicht nur auf dem Heimmarkt gefragt. Hausgeräte aus Zug finden auch international immer mehr Anklang. V-Zug expandiert sehr selektiv und hat sich in ausgewählten Metropolen erfolgreich als Premiumanbieter positioniert. Weltweit hat die V-Zug Gruppe 2200 Mitarbeitende, 2000 davon in der Schweiz. Um die Hausgeräte auch bei Beschaffungsproblemen einzelner Komponenten produzieren zu können, setzt V-Zug auf Sicherheitsbestände und Massnahmen wie Dual- oder Multi-Sourcing. Dabei werden bei der Beschaffung eines Gutes zwei oder mehr Lieferanten berücksichtigt.
B. Wietlisbach AG: Küchen und mehr
Küche, Bad, Wohnraum, Garderobe oder Waschküche: Alle Bereiche im Haus oder in der Wohnung stattet die B. Wietlisbach AG aus Baden-Dättwil mit massgeschneiderten (Schrank-)Lösungen aus. Im Objektgeschäft ist das Unternehmen seit der Gründung 1957 tätig und pflegt heute langjährige Partnerschaften mit verschiedenen Baugenossenschaften und institutionellen Bauherrschaften. Ein Objektauftrag umfasst höchstens 30 Küchen und Schränke. So kann Wietlisbach stets eine zuverlässige und termintreue Ausführung gewährleisten. Das Unternehmen übernimmt Beratung, Planung, Montage, Endabnahme und Service. Die Möbel und Holzerzeugnisse stammen von der Appenzeller Küchenmanufaktur Elbau oder von einem Betrieb in Deutschland, die weiteren Bestandteile wie Küchenabdeckungen, Armaturen oder Geräte oft von Schweizer, manchmal von internationalen Herstellern. Auf Wunsch plant Wietlisbach so, dass die Wertschöpfung soweit wie möglich in der Schweiz generiert wird. Die Förderung des heimischen Werkplatzes sowie ökologische und soziale Aspekte spielen im Unternehmen eine ebenso wichtige Rolle wie die Qualität der Küchen und Schränke.
Hans Eisenring AG Küchenbau: Alles aus einer Hand
1988 gründeten Esther und Hans Eisenring ihr Familienunternehmen. Es ist immer noch inhabergeführt und beschäftigt heute rund 300 Mitarbeitende in den drei Unternehmensbereichen Küchenbau, Natursteinwerk und Service Center. Als einziger Schweizer Küchenbauer betreibt die Hans Eisenring AG seit 1991 ein eigenes Natursteinwerk. 2020 bezog das Werk einen Neubau mit grossem Showroom in Matzingen (TG). Der Hauptsitz des Unternehmens samt grosser Küchenausstellung ist in Sirnach (TG), weitere Küchenausstellungen befinden sich im solothurnischen Oensingen und im zürcherischen Volketswil. Neben der eigenen Marke vertreibt das Unternehmen Küchen der deutschen Marke Poggenpohl und deckt verschiedene Preissegmente für Privatkunden und im Objektbau ab. Eisenring übernimmt alle Schritte von der Beratung und Planung bis zur Endmontage und bietet auch danach einen umfassenden Service, selbst für Küchen anderer Marken und für Küchengeräte verschiedener Hersteller.
Schulthess Maschinen AG: Waschtechnik mit Swiss Label
Maschinen von Schulthess waschen und pflegen Wäsche in mehr als 25 Ländern. Alle Geräte stammen aus Wolfhausen im Zürcher Oberland. Dort fertigen gut 100 Mitarbeitende die Waschtrommeln, Laugenbehälter, Gehäuse und weitere Bestandteile, schweissen teilweise von Hand und können mit der Pulverbeschichtungsanlage den Geräten so gut wie jede Farbe geben. Auch im Ausland zugekaufte Komponenten wie Motoren und Steuerungen werden alle in der Schweiz getestet und montiert. Dank wasser- und energiesparender Qualitätsgeräte für verschiedene Marktsegmente und einem «Lean Production»-Konzept kann das 1845 gegründete Unternehmen sowohl im Inland wie auch international konkurrenzfähig bleiben. Dazu kommt ein schnell verfügbarer Kundenservice auch für Fremdmarken. Über 70 Prozent der Wertschöpfung generiert Schulthess in der Schweiz. Hier beschäftigt die Unternehmensgruppe fast 400 Mitarbeitende, weltweit sind es 525. Um trotz Engpässen bei Materialien und Komponenten lieferfähig zu bleiben, organisierte Schulthess sich um und baute beispielsweise das Lager aus. So wuchs der Umsatz auch im Jahr 2022 um fast zehn Prozent.
Forster Swiss Home: Schweizer Stahlküchen
Seit der Firmengründung 1874 ist Forster im thurgauischen Arbon am Bodensee heimisch. 1964 verliess dort die erste Einbauküche aus Stahl das Werk. Auch heute fertigt Forster ausschliesslich in Arbon; lediglich der Rohstoff Stahl und die patentierten Griffe stammen aus Österreich. Das Unternehmen bietet sämtliche Leistungen von der Beratung über die Montage bis zum Service für Küchen und Geräte aus einer Hand. So verbleiben 80 Prozent der Wertschöpfung in der Schweiz. Rund 170 Mitarbeitende sind an neun Standorten für Forster tätig. Die Stahlküchen sind sehr langlebig und beinahe wartungsfrei. Das Material ist pflegeleicht und robust, und die Küchen sind zu 91 Prozent rezyklierbar. Das macht sie attraktiv für Wohnbaugenossenschaften, die ebenfalls Wert auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit legen. So kam Forster in den letzten Jahren nicht nur die allgemein hohe Nachfrage nach Küchen zugute, sondern auch das gestiegene Bedürfnis nach wertigen und nachhaltigen Produkten. Entsprechend hat Forster stark in Produktionsanlagen und Prozesse investiert und ist heute in der Lage, doppelt so viel zu produzieren wie vor einem Jahr: im Schnitt zwanzig Küchen pro Tag. Innerhalb von sechs Wochen ist eine bestellte Küche fertig.
Gebrüder Wyss AG: Waschmaschinenfabrik mit Tradition
Die Waschmaschinenmaschinenfabrik der Gebrüder Wyss AG im luzernischen Büron blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück. Das Unternehmen besteht seit 1909. Heute entwickelt und produziert Wyss unter der Marke Wyss Mirella die ganze Palette an Geräten für die Wäschepflege: Waschmaschinen und Tumbler für Ein- und Mehrfamilienhäuser, Apparate für Gewerbebetriebe, Entfeuchtungsgeräte für Trockenräume sowie Bezahlsysteme für Gemeinschaftswaschküchen. Die Fabrikation befindet sich am Hauptsitz in Büron. Um ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, achtet Wyss bei der Entwicklung auf einen unterhaltsarmen Betrieb und eine hohe Wertbeständigkeit der Maschinen. Eine umfassende Beratung und ein guter Service haben ebenfalls einen hohen Stellenwert im Unternehmen. Daher deckt Wyss mit fünf regionalen Verkaufs- und Servicebüros in Basel, Bern, Lausanne, St. Gallen und Zürich fast die gesamte Schweiz ab.