In Linz (A) erstellen sieben gemeinnützige Bauträger den Stadtteil «Grüne Mitte Linz»
Park statt Privatgärten
Neue Wege geht die Stadt Linz mit ihrer Grossüberbauung «Grüne Mitte Linz», wo sieben gemeinnützige Bauträger gut 800 Wohnungen erstellen. Ein Park in der Siedlungsmitte ist ebenso Teil des Wohnkonzepts wie die begrünten Balkone und Sitzplätze.
Von Gisela Gary* | Bilder: PTU Stadt Linz | August 2017
Linz ist auf Wachstumskurs. Die Zeiten, als die Hauptstadt des Bundeslands Oberösterreich vom Stahlkonzern Voest mit schlechter Luft vernebelt wurde, sind vorbei. Heute profitiert Linz mit seinen gut 200 000 Einwohnerinnen und Einwohnern von der zentralen Lage plus viel Natur, Berge, Wasser. Parallel mit der Lebensqualität steigt auch die Beliebtheit als Wohnstadt. Für das ganze Bundesland beziffert man den Bedarf an jährlich neu zu errichtenden Wohnungen auf rund 7600 bis im Jahr 2020. Das Gros entfällt auf den geförderten Wohnungsbau. Laut Branchenverband GBV verfügt Oberösterreich neben Salzburg über den höchsten Anteil Österreichs an Wohnungen von gemeinnützigen Bauträgern, mit einem Neubauvolumen von rund 300 Millionen Euro pro Jahr. Und auf die gemeinnützigen Bauträger als Partner will Klaus Luger, Bürgermeister von Linz, auch nicht verzichten: «Jeder zweite Wohnungssuchende im Bundesland möchte in Linz leben. Um den Zuzug weiterhin decken zu können, müssen verstärkt Wohnbaumittel nach Linz fliessen. Rund 800 geförderte Wohnungen pro Jahr sind dazu nötig.»
Gemeinsames und privates Grün
Dabei ist der Trend, urban, aber doch im Grünen zu wohnen, in Linz besonders ausgeprägt. Schon nach der Jahrtausendwende hat man beim Bau der Satellitenstadt solarCity, die heute 4000 Menschen Wohn- und Arbeitsraum bietet, eine für damalige Verhältnisse dichte Bebauung mit Naturerlebnis kombiniert. Nun macht Linz mit einem weiteren «grünen» Stadtentwicklungsprojekt von sich reden, «Grüne Mitte Linz», auf dem rund 87 000 Quadratmeter grossen Areal des ehemaligen Frachtenbahnhofs. Die Kernzone inmitten des neuen Stadtteils bildet ein 14 000 Quadratmeter grosser Park, auf den die Blickachsen der darum gruppierten Baukörper ausgerichtet sind und der im Norden in eine multifunktionale städtische Platzzone übergeht. Sieben gemeinnützige Wohnbaugesellschaften erhielten beim Bauträgerwettbewerb für elf Projekte den Zuschlag. Sie werden insgesamt 811 Wohnungen erstellen, wobei nur noch ein letztes Projekt mit rund 100 Wohnungen fehlt. Klare Vorgabe war das Thema Grün. Ewald Reinthaler von der Abteilung Planung Technik Umwelt der Stadt Linz, der bereits bei der solarCity Erfahrungen mit Stadtteilentwicklungen gesammelt hat, erklärt das Konzept: «Die Bauträger erhielten weniger Fläche, der Park zählt zu ihren Projekten dazu. Zudem war für jede Wohnung eine Grünfläche, Balkon oder Terrasse, zwischen sechs und acht Quadratmetern, verpflichtend vorgeschrieben.»
Baugenossenschaften als Parkbetreiber
Zwischen 8 und 20 Uhr steht der Park auch Gästen zur Verfügung. «Das klappt mittlerweile recht gut, wenn auch der Park noch hauptsächlich von Anrainern mit kleinen Kindern genutzt wird», so Ewald Reinthaler. Dazu wurde eine umfangreiche Parkordnung erstellt, die gewährleisten soll, dass sich alle Nutzer wohlfühlen. Eine Einteilung in verschiedene Bereiche soll dafür sorgen, dass ein Miteinander möglich ist. Der Park wird von den Genossenschaften gepflegt, wobei eine Genossenschaft die Federführung übernommen hat. Die Stadt beteiligt sich zu fünfzig Prozent an der Reinigung, aber nicht an der Erhaltung. Noch wird an Anfangsschwierigkeiten gefeilt – manchen sind die Kinder zu laut oder die Jugendlichen, doch Ewald Reinthaler nimmt das gelassen: «Die Siedlung muss sozial wachsen, das ist ein normaler Prozess.» Das Besondere ist das Gesamtkonzept der Grünen Mitte Linz: Geh- und Radwege, eine Haltestelle, Parkflächen, Jugendtrendsport-Möglichkeiten, Trinkbrunnen, Jugendclub wie auch ein Stadtplatz für Veranstaltungen, Café und Wochenendmärkte.
Alle Wohnungen sind zur Parkanlage hin orientiert. Die Stadt forderte einen ausgewogenen Wohnungsmix: 15 Prozent Zweizimmerwohnungen, 50 Prozent Dreizimmerwohnungen, 25 Prozent Vierzimmerwohnungen und 10 Prozent Fünfzimmerwohnungen. Ins Auge stechen die «hängenden Gärten», die mit dem Wechsel von schmalen und vorragenden Flächen ebenso eine hohe Nutzungsqualität garantieren wie eine optimierte Belichtung der dahinterliegenden Räume. Diese privaten Grünbereiche dürfen die Mieter selbst gestalten – was bereits intensiv getan wird. Alle Wohnbauten erfüllen den Niedrigstenergie-standard; einige nutzen Solarenergie für die Warmwasseraufbereitung.
Alle Wohnungen vermietet
Als Beispiel sei die Oberösterreichische Wohnbau genannt, die für den sechsgeschossigen Riegelbau und zwei Punkthäuser mit insgesamt 53 Wohnungen (Miet-, Mietkauf- beziehungsweise Eigentumswohnungen) verantwortlich zeichnet. Die Wohnungsgrössen bewegen sich zwischen 51 und 97 Quadratmeter, plus Loggien beziehungsweise Sitzplätze. Die Miete für eine Vierzimmerwohnung mit 86 Quadratmetern Fläche liegt bei 770 Euro, wobei alle Wohnungen vergeben sind. «Das Wohnen in der Landeshauptstadt Linz ist gefragter denn je», erklärt Markus Rosinger, Geschäftsführer der OÖ Wohnbau. «Das neue Wohngebiet Grüne Mitte Linz bietet alle notwendigen Voraussetzungen zum individuellen Wohnen in der Stadt.»
*Gekürzte Fassung eines Beitrags aus WohnenPlus, unserer Partnerzeitschrift in Österreich, www.wohnenplus.at